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01. Bürgerinformation

02. Die Platte als Baudenkmal

03. Fahrstuhleinbau bei 5 Etagen - Pro und Kontra

04. Stadtumbau Am Waldrand mit Abriss der letzten Platte offiziell beendet

05. Kommunikation mit dem Bürgermeister Herrn Polzehl

06. Bürgermitwirkung im Stadtumbauprozess Ost

07. Als "Virtuosus Diaboli" für den B.-Brecht-Platz aktiv

08. Spezielle Info-Seite zur Schutzwürdigkeit des B.-Brecht-Platz 1- 6 in Schwedt

 

Die Platte als Baudenkmal

Auszug aus einem Artikel von Prof. Dr. Jörg Haspel, Berlins oberstem Landeskonservator

Quelle: http://www.heimatverein-marzahn.de/downloads/haspel2001.pdf 

 

Dr. Jörg Haspel

Die Platte als Baudenkmal - Bewertungs- und Sanierungsprobleme an Berliner Beispielen

Als nach dem 9. November 1989 die Berliner Mauer aufging und innerhalb weniger Monate vollends fiel, machte sich die Welt, die wie gebannt die Wiedervereinigung der Deutschen Hauptstadt miterleben durfte, wahrscheinlich nicht klar, dass sie damit auch Zeuge eines spektakulären Platten-Abbruchs geworden war. Dem Erdboden gleichgemacht oder stückchenweise als Berlin-Mitbringsel in alle Welt verkauft entpuppte sich das längste und schrecklichste Plattenbauwerk zu guter letzt noch als begehrtes Souvenir des zu Ende gegangenen Kalten Krieges und als eine Art kurioser Verkaufsschlager auf dem Souvenirmarkt. Die Frage ratlos umherirrender Berlin-Besucher "where is the wall" hat inzwischen darauf aufmerksam gemacht, dass dieses grausame Bauwerk auch ein Stück Identität und ein tragisches Wahrzeichen des Berliner Stadtschicksals war. Inzwischen sind der Schutz und die Erhaltung der spärlichen Reste der Mauer Gegenstand der Berliner Denkmalpflege und der deutschen Gedenkstättenkultur.

Nun ist sicher der Tag noch in weiter Ferne, an dem der Abriss oder die Unkenntlichmachung von Plattenwohnbauten die Frage aufwerfen "where is the platte?" Aber erste, vereinzelte Anträge und Anfragen aus Ostberliner Bezirken nach Denkmalschutzkriterien für ihre P2-, QP- oder WBS 70-Typen zeigen doch, dass die in den Nachwendemonaten bedingungslos begrüßte Sanierung der Platte stellenweise einem Gefühl der Selbstentfremdung von der eigenen Wohnheimat gewichen ist. Es ist kein Garant für höhere Wohnzufriedenheit, wenn die dort lebenden Menschen ihr vertrautes Siedlungsbild und Wohnumfeld nach Abschluss der dringend erforderlichen Plattenmodernisierung nur entstellt wiederfinden. Die mit Modernisierungs- und Wärmedämm-Maßnahmen verfolgte Aufwertung der Fassadenoptik der Plattenbaugebiete leistet gelegentlich nur Architekturkosmetik, statt einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung einer selbstbewussten architektonischen Qualität und Plattenbaukultur. ... .

Jörg Haspel
Landesdenkmalamt Berlin

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